Rückreise

Was soll man sagen? Es war wirklich schwer für uns wieder nach Hause fahren zu müssen. Alexandra konnte sich nicht vorstellen so lange auf einem Campingplatz zu bleiben, als sie noch in München war. Aber, als das Ende der Ferien immer näher rückte wollte sie nicht nach Hause. Ihr gefiel es einfach zu gut. Deshalb verschoben wir die Rückreise immer wieder um einen Tag. Am Schluss blieben wir drei Wochen auf dem Campingplatz und fuhren eigentlich nur zurück, weil Robert wieder zur Arbeit musste. Wir entschieden uns unsere Zelte am letzten Freitag abzubrechen. Und das war genau richtig. Denn sobald wir alle unsere Sachen im Wohnwagen und Auto verstaut hatten brach ein heftiges Gewitter über Grado herein und überflutete den gesamten Campingplatz. Es wäre eine echte Schweinerei gewesen die nasse Campingausrüstung einzupacken.

Auf unserem Weg zurück kamen wir unerfreulicherweise in einen Stau. Während dieses Staus erlebten wir ein paar komische Geschichten. Solche Geschichten kann man nur erzählen, wenn man verreist. Aber lasst uns erzählen:

Wir mussten den "Katschberg Tunnel" passieren. Er ist ungefähr 5.500 Meter lang und verfügt nur über zwei Fahrspuren für beide Richtungen. Wenn zuviel Verkehr ist, gibt es nur noch "Blockabfertigung". Das bedeutet, es wird vor dem Tunnel eine Ampel eingeschaltet und nur eine bestimmte Anzahl an Autos darf in den Tunnel hinein fahren. Somit wird ein gefährlicher Stau im Inneren des Tunnels vermieden.

Das ist das Gute an diesem System. Die schlechte Seite daran allerdings ist, dass man in einer langen Autoschlange vor dem Tunnel steht und wartet. In unserem Fall hieß das 15 Kilometer Stau und 90 Minuten Stop and Go. Robert war darüber so verärgert, dass er ausstieg, als nichts mehr voran ging. Gott sei Dank tat er das. Weil er sich den Wohnwagen ansah, entdeckte er, dass eines der drei Oberlichter sich gelockert und dabei geöffnet hatte. Aber bevor Robert das Fenster schließen konnte, setzte sich die Autokolonne wieder in Bewegung. In der Zwischenzeit hatte sich Alexandra zwischen die beiden Kinder auf die Rückbank des Autos gesetzt, um die beiden ein bisschen zu unterhalten. Nach der Entdeckung des offenen Oberlichtes fuhren wir für ca. einen Kilometer weiter. Sobald die Autoschlange wieder zum Stehen kam, sprang Robert aus dem Auto und ging zum Wohnwagen. Während er ausstieg rief er Alexandra noch zu, dass sie weiterfahren sollte, wenn sich die Kolonne wieder in Bewegung setzt. Sobald Robert das Auto verlassen hatte, begann Fiona ihrer Mutter zu sagen, dass sie weiter fahren sollte: "Papa hat gesagt Du sollst fahren. Er wird Dich schimpfen, wenn Du nicht tust was er sagt. Warum fährst Du nicht? Papa hat es Dir gesagt. Er wird schimpfen." Und so weiter.

In der Zwischenzeit hatte Robert die Wohnwagentür geöffnet und das Oberlicht geschlossen. Während er so im Wohnwagen stand, hatte er die Idee sich etwas zu Lesen mit zurück ins Auto zu nehmen. Es würde die Zeit des Wartens verkürzen. In dem Moment, als Robert den Wohnwagen wieder verlassen wollte, bemerkte er, dass die Autos wieder losfuhren. Was würde Alexandra nun tun? Sie kletterte barfüßig nach vorne auf den Fahrersitz, startete den Wagen und folgte der Kolonne. Robert blieb im Wohnwagen.

Nach einiger Zeit stoppten die Autos wieder und Robert konnte zurück zu seinen Liebsten. Ein paar Minuten später - Robert las gerade in seinem Magazin - da klopfte jemand an unser Seitenfenster. Es war bereits dunkel und regnerisch. Robert war schon auf weitere schlechte Neuigkeiten gefasst. Wenn man mit so einem alten Wohnwagen unterwegs ist, muss man immer damit rechnen, dass einem jemand erzählt der Wohnwagen sei kaputt oder so ähnlich. Aber es waren nicht wir, die ein Problem hatten.

Der Mann draußen erzählte uns, dass er direkt hinter uns mit seiner Frau und seinen zwei Kindern stand. Sie hatten gerade vor einer Stunde in einem Restaurant zu Abend gegessen. Nun bemerkten sie, dass sie ihre Tasche mit allen Ausweispapieren, Geld und Mobiltelefonen dort vergessen hatten. "Habt Ihr ein Handy?" fragte er uns. Alexandra hatte gerade mit ihrer Mutter telefoniert. So versuchte sie mit ihrem Telefon in dem Restaurant anzurufen. Wir hatten die Telefonnummer, da der Pechvogel glücklicherweise eine Werbebroschüre des Restaurant einstecken hatte. Was passierte? Die Nummer funktionierte zunächst nicht. Dann war auch noch der Akku von Alexandras Handy leer und die Autoschlange setzte sich wieder in Bewegung. Zunächst versuchte der arme Kerl noch neben unserem Auto herzulaufen. Aber als er dann wirklich rennen musste, um mitzuhalten, forderte ihn Robert auf zu uns ins Auto zu steigen. Letztendlich konnten wir Roberts Handy aktivieren und in dem Restaurant anrufen. Die Tasche mit seinem gesamten Inhalt war in dem Restaurant gefunden worden und wartete nun auf seine Besitzer. Robert verabschiedete sich: "Hoffentlich konnten wir so eine Ehekrise verhindern." "Ja, wir konnten uns sowieso nicht einigen, wer die Tasche vergessen hatte", erwiderte der Mann.

Die Ärmsten. Sie mussten immer noch gut eine Stunde warten bis sie die nächste Ausfahrt erreichten. Von dort mussten sie den gesamten Weg wieder zurück fahren, ihre Tasche mit allen Wertsachen darin in dem Restaurant abholen und sich dann wieder in das Ende des Staus einreihen. Wir hoffen, dass die Geschichte für die Familie ein gutes Ende gefunden hat.

Für uns schließlich hatte unser Trip nach Italien ein Happy End. Wir erreichten unser Haus sicher und entspannt. Wir hatten eine wundervolle Zeit zusammen, weil wir uns alle lieben.

Matthias und Mama Fiona und Papa

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